Signet Jörg Kaiser ArchitektJörg Kaiser Architekt | Architekturbüro Lauchringen am Hochrhein, nähe Waldshut-Tiengen

Wettbewerbsbeitrag für den Neubau der Gemeinschaftsschule in Erzingen 2014.

Detaillierte Projektbeschreibung

Wieso hat unser Entwurf diese architektonische Form?

Die Form folgt den untergebrachten Funktionen. Bei der Positionierung der Räume war es uns wichtig, dass sich das Lernatelier, als wesentlichen Bestandteils des Entwurfs, größtenteils zur freien Landschaft hin öffnet. Diese Lage gewährleistet ein konzentiertes Arbeiten der Schüler. Die angegliederten Gruppenräume hingegen richten sich nach Südosten, zur Morgensonne aus. Um für die notwendige Ruhe im Lernatelier zu sorgen, wird eine Flurzone zwischen diese zwei wichtigen Funktionsbereich geplant. Zusätzlich kann das Lernatelier zu allen Seiten durch flexible Glaswände von den restlichen Räumen abgetrennt werden. Der Haupteingang der neuen Schule liegt im Übergang von Bestandsgebäude zum Erweiterungsbau im zentralen Innenhof. Durch diese überdachte und somit geschützte Vorzone entsteht ein räumlich fließender Übergang vom Außen- zum Innenraum. Direkt hinter dem Haupteingang öffnet sich das Foyer der Schule mit dem angegliederten, zweigeschossigen Aufenthaltsraum und dem Musikraum. Durch bewegliche Wände kann sich der Musikraum zum Aufenthaltsraum und dem Foyer hin öffnen, sodass dort vielfältige Veranstaltungen stattfinden können.

Der Erweiterungsbau fügt sich ohne Abstand in der vollen Gebäudetiefe an den Bestand an. Dadurch sind die Räume untereinander in kürzester Entfernung erreichbar. Die naturwissenschaftlichen Lernräume werden auf zwei Geschosse im Bestand untergebracht und durch ein Oberlicht optimal belichtet. Das räumlich dreiseitig gefasste „Grüne Klassenzimmer“ an der Südwestfassade bietet als Außenraum durch die räumliche Nähe zu den naturwissenschaftlichen Fachräumen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten. Gleichzeitig dient es zudem als geschützter und intimer Rückzugsbereich für die Schüler zur Entspannung und Erholung.

Wieso sind die geplanten Veränderungen im bestehenden Schulgebäude notwendig?

Das Schulgebäude wurde in den 1980er Jahren errichtet. Wesentliche Sanierungsmaßnahmen sind in den zurückliegenden Jahren nicht durchgeführt worden. Das Gebäude befindet sich in Bezug auf die Bausubstanz und in Bezug auf die Gebäudeausstattung auf einem veralteten Stand.

Die bestehenden Bauteile müssen nach unseren Erfahrungen bei einer Generalsanierung größtenteils rückgebaut und gegen neue und zeitgemäße Bauteile ersetzt werden. Auch gibt es in dem bestehenden Grundrisszuschnitt durch die Abschrägungen einige nicht optimal erscheinenden Situationen. Diesem Aspekt zur Folge ist ein starker Eingriff in den Gebäudebestand bei der Neustrukturierung gerechtfertigt. Bei unserem Entwurf wurde der Bestand bis auf die statisch notwendigen Bauteile, wie Stahlbetonstützen und Stahlbetondecken, entkernt. Der Bestand wird den funktionalen Anforderungen einer Gemeinschaftsschule angepasst und bekommt, so wie der Erweiterungsbau eine neue, zeitgemäße und energetische optimierte Gebäudehülle, sowie eine komplette Erneuerung aller Bauteiloberflächen, bei gleichzeitiger Optimierung des Brand- und Schallschutzes. Die Gebäudetechnik wird mit der notwendigen Infrastruktur ergänzt.

Wie soll die geplante Baumaßnahme im laufenden Betrieb realisiert werden?

Es ist vorgesehen, die Baumaßnahme in zwei Bauabschnitte zu unterteile. Im ersten Bauabschnitt soll zuerst der Erweiterungsbau realisiert werden. Der Schulbetrieb kann in der jetzigen Form weitergeführt werden. Nach der Errichtung des Erweiterungsgebäudes kann die Schule in den Neubau umziehen und die Arbeiten können im Bestandsgebäude erfolgen. Zunächst ist noch mit Einschränkungen zu rechnen, z.B. bei den Toiletten-Anlagen. Bis zu der kompletten Fertigstellung der Gemeinschaftsschule werden voraussichtlich weiterhin Schulcontainer im Einsatz sein.

Wieso ist unser Entwurf wirtschaftlich und nachhaltig?

Es gibt ein klar strukturiertes Tragwerkskonzept, welches sich aus dem Tragwerk des Bestandsgebäudes her ableitet. Durch die konsequente Fortführung des Grundrasters bleibt die Gebäudeform kompakt. Durch vorfabrizierte Außenwand- Elemente, die sowohl im Bestand-, wie auch im Erweiterungsgebäude eingesetzt werden können, kann die Gebäudehülle schnell und wirtschaftlich hergestellt werden. Die Bauzeiten können kürzer kalkuliert werden.

Falls zu einem späteren Zeitpunkt eine nochmalige Vergrößerung oder eine Umnutzung der Schule ansteht, kann auf dem Raster aufbauend eine Aufstockung oder Erweiterung problemlos vorgenommen werden.

Wie schaffen wir durch unseren Entwurf optimale Bedingungen für die Schüler und Lehrer?

Das kompakte Gebäude ermöglicht ein Schulgebäude mit kurzen Wegen zwischen den Unterrichtsräumen. Neben der klaren Anordnung der Räume ist auch durch den Sichtbezug von innen nach außen eine einfache Orientierung im Gebäude möglich. Durch die großzügigen Fassadenverglasungen und dem zentralen Innenhof, sowie den Oberlichtern ist gewährleistet, dass Tageslicht für eine optimale Belichtung der Innenräume sorgt. Hohe, zweigeschossige Räume im Bereich des Aufenthaltsraumes und der „Bühne“ ermöglichen besondere Veranstaltungen und Präsentationen. Die „Bühne“ zwischen dem auf zwei Geschossen aufgeteilten Lernatelier ermöglicht die räumliche Verbindung der beiden Bereiche und formt einen speziellen Raum mit einer besonderen Atmosphäre. Hier gibt es für die Schüler Ebenen zur Begegnungen, Zonen für ruhiges studieren, sowie Flächen zum „Auftanken und Erholen“. Die „Bühne“ kann bei Bedarf vom eigentlichen Lernatelier räumlich abgetrennt werden. Im Lernatelier gibt es keine festen Wände, die Übergänge der Bereiche sollen fließend erfolgen. Verschiedene Räume sind einfach als bewegliche Boxen in der Zone eingestellt und können bei Bedarf verändert werden. Somit bleibt ein räumliches Anpassen der Örtlichkeit an dynamische Veränderungen des pädagogischen Konzepts möglich.

Wie kann die Außenraumgestaltung der vielfältigen Nutzung des Schulhofes gerecht werden?

Für den Schulbetrieb kann der Schul- und Pausenhof in mehrere Außenbereiche gegliedert werden. Es gibt den geschützten Innenhof im Bereich des Haupteinganges, welcher bei schlechtem Wetter als überdachter Pausenhof dient. Daneben gibt es die Möglichkeit im Bereich des Aufenthalt- und Musikraumes die Fassade zum Schulhof zu öffnen um dort vielfältige Veranstaltungen im Innen- und Außenbereich zu organisieren. An der Südwestfassade steht das „ Grüne Klassenzimmer“ für Erholung und Rückzug den Schülern zur Verfügung. Für traditionell bedingte Veranstaltungen des Gemeinde- und Vereinslebens von Erzingen, wie Winzerfest, Familientag oder Fasnacht kann der Schulhof nach wie vor als geeignetes Gelände zur Verfügung gestellt werden. Der Schulhof wurde im Hinblick auf diese Veranstaltungen von den vielen Pflanzinseln befreit und an bestehende Wegebeziehungen angebunden. Es wurde darauf verzichtet, auf dem Schulhof fest installierte Bereiche für Ballspiel oder ähnliche auszuweisen. Für diese sportlichen Aktivitäten der Schüler im Freien steht das bereits bestehende Freigelände im rückwärtigen Bereich der Schule zur Verfügung.

Welche Materialien wollen wir einsetzten um die Nachhaltigkeit zu gewährleisten?

Der Beton- Skelettbau des Bestandes ermöglicht einen hohen Grad der „ Vorfabrizierung“ in den örtlichen Handwerksbetrieben. Dadurch kann die Bauzeit merklich reduzieren werden. Für die Außenwände und Dachscheiben kommen großflächige Holzrahmenelemente zum Einsatz. Die Fassade erfüllt durch die gewählte Konstruktion ohne großen technischen und finanziellen Aufwand die Anforderungen an eine hervorragend gedämmte Gebäudehülle, gemäß der geltenden Energieeinsparverordnung. Mit Hilfe einer hinterlüfteten Putzträgerplatte kann die Oberfläche der Außenwände verputzt werden. Naturbelassenes Holz soll auch bei den Wand- und Deckenbekleidungen in Form von Akustikpaneelen im Innenbereich zum Einsatz kommen, um eine angenehme und behagliche Atmosphäre in der Schule zu schaffen. Das Regenwasser der Dachfläche und des Schulhofes soll mittels Entwässerungsmulden über belebte Bodenschichten dem Erdreich zugeführt werden. Das flach geneigte Dach ist mit einer extensiven Dachbegrünung geplant. Dadurch kann nicht nur für den ökologischen Ausgleich wichtige Flächen hergestellt werden, sondern bei Starkregenereignissen kann auch auf das Rückhaltevolumen des Dachaufbaues zurückgegriffen werden.

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